Mein letztes Turnier der Saison steht an. Mit Blick auf die kommende Saison informiere ich mich, was für eine Rangierung ich belegen muss, um eine bestmögliche Kategorie für die ProGolf Tour 2022 zu bekommen. Am Tag der Proberunde wird auf Grund des Teilnehmerfeldes bekannt gegeben, dass die Top 10 der Qualifying school die volle Kategorie bekommen. Mit einem guten Turnier kann ich Top 10 schaffen, aber 95 andere wollen das wahrscheinlich auch.
In Nord-Deutschland auf dem «Cours von Verden» bei Bremen angekommen, meine Mutter begleitet mich, stellen wir fest, dass es sich um eine herrliche 27 Loch Anlage handelt. Die 18 Loch, welche im Turnier gespielt werden, könnten unterschiedlicher nicht sein. Die ersten neun Loch sind aufgebaut wie ein Links Course: offenes Feld, viel Wind und knackige Greeneingänge. Die zweiten 9 Loch sind eng, in den Bäumen lauert Wind und die Greens sind von Wasser und Sand gut verteidigt. Spannend!
Ich spiele zwei Proberunden, da ich den Platz nicht kenne. Hier ist taktisches Golf gefragt, eher keine Longhitter-Piste. Die erste Proberunde spiele ich eher aggressiv, denn ich will hier etwas gewinnen. Schnell merke ich aber, dass diese Taktik für diese Anlage wohl eher nicht passt. In der zweiten Proberunde spiele ich öfters ein Eisen vom Abschlag, das fühlt sich besser an, die Lagen stimmen.
Am Dienstag startet die erste Turnierrunde. Ich spiele solides Golf, treffe fast jedes Green in Regulation, bringe gute Putts, spiele viele solide PARs und liege nach 9 Loch bereits 2 unter PAR. Ich spiele weiterhin gutes Golf und habe einige Birdie Chancen, von denen ich heute auch einige packen kann. Mit je einem Birdie auf der 10 und der 12, befinde ich mich mit -4 auf einem guten Weg. Leider missglückt mir auf dem PAR 3, dem 17. Loch, der Abschlag und ich kann das PAR nicht mehr retten. Mit diesem unnötigen Bogey kann ich meine Runde mit einem starken -3 Score abschliessen und befinde mich auf dem geteilten 4. Zwischenrang. Guter Start im ProGolf Turnier – hier liegt was drin.
Für die zweite Runde bekomme ich eine frühe Teetime. Das bedeutet, dass es frisch sein wird, und die Bälle werden nicht so weit fliegen. Auf dem Golfplatz angekommen ist es ungewohnt ruhig und keine Spieler sind auf den Platz. Der Nebel beschränkt die Sicht auf 40Meter – ein Spiel ist nicht möglich. Der Nebel ist hartnäckig. Die Spielleitung muss sich für einen Kanonenstart entscheiden, ansonsten bringen sie das Teilnehmerfeld nicht über den Platz. Dies habe ich an einem Profi-Turnier noch nie erlebt, aber ich freue mich, dass ich die zweite Runde spielen und um den Sieg kämpfen kann.
Ich bin bereit und starte sehr gut mit 4 unter PAR nach den ersten 9 Loch. Nun bin ich nur noch einen Schlag hinter dem führenden Belgier James Meyer De Becon, welcher mit mir im Flight spielt und nach den ersten 9 Loch 5 unter PAR liegt. Wir haben ein super Battle und ahnen, dass wir den Sieg untereinander ausmachen werden. Mit einigen verpassten Birdie Chancen bleibe ich immer einen Schlag hinter dem Belgier, der solide spielt und keine Nerven zeigt. Durch ein Missgeschick meinerseits, verliere ich 2 Schläge auf der 15. Spielbahn. So was von unnötig – aber das kennen ja alle Golfer. Ich beende die Runde erneut mit 3 unter PAR, weiss dass ganz wenig gefehlt hat und beende das Turnier auf dem hervorragenden 4. Schlussrang. Dies bedeutet, dass ich ich in der kommenden Saison bei allen ProGolf Turnieren, selbst als Amateur, einen garantierten Startplatz habe. Dies gibt mir eine optimale Planungssicherheit, und ich weiss, dass ich auf diesem Niveau an der Spitze mitspielen kann.
Ich bin mit meiner Saison 2021 sehr zufrieden. Eine Verletzung und hat mich im Sommer ein wenig ausgebremst, aber meine Entwicklungsschritte gehen in die richtige Richtung. Mein Umfeld stimmt, im wichtigsten Moment für die kommende Saison war ich bereit, und jetzt kommt ein spannendes Kapitel in meinem Leben. Ich habe mich mit drei anderen Schweizer Golfern für die Spitzensport Rekrutenschule der Schweizer Armee qualifiziert. Der Start in Magglingen ist am 1. November 2021.